Erster Ausflug an die deutschen Küsten inkl. Technik Check (10. - 30.08.2016)

Vor dem Beginn unserer großen Reise wollten wir unbedingt unser Fahrzeug nochmals von einem unabhängigen KFZ Experten auf Herz und Nieren untersuchen lassen. Da der Nachbar von Thomas seinen Eltern in Garbsen bei Hannover ein solcher ist, entschlossen wir uns dort einen Besuch abzustatten und das - wenn zeitlich möglich - mit einer kleinen Rundfahrt an die Nord- und Ostsee zu verbinden. 

Da wir mit unserem Grimber die über 700 km lange Distanz nach Garbsen nicht in einem Stück fahren wollten, beschlossen wir 1 – 2 Übernachtungen einzuplanen. Der Sinn unserer Reise soll ja auch nicht sein irgendwelchen Logistikunternehmen „Konkurrenz“ in Sachen Geschwindigkeit und Distanz zu machen, sondern auch etwas von den Orten links und rechts der ausgetretenen Hauptwege mit zu nehmen. So endete der erste Tag nach ca. 300 km ganz spontan auf einen kostenfreien Stellplatz in Zeil am Main in Unterfranken.

Zeil am Main ist ein kleiner Ort am Main zwischen Bamberg und Schweinfurt in den Hassbergen gelegen. Wenn auch recht überschaubar, gibt es dort einen schönen kleinen mittelalterlichen Marktplatz mit einigen schönen Fachwerkhäusern. Dazu eine alte Stadtmauer und die Wallfahrtkirche „Zeiler Käppele“, auf einem Hügel oberhalb der Stadt gelegen, den man für einen schönen Ausblick relativ einfach „erklimmen“ kann.

Da die restliche Distanz bis Hannover uns für einen Tagestrip zu lang war, beschlossen wir einen weiteren Stopp einzulegen. Unsere Wahl fiel auf Hann. Münden unweit von Göttingen, dort wo der Zusammenschluss von den Flüssen Fulda und Werra den Anfang der Weser bedeutet. Von der Lage und der Altstadt, der sogenannte „Drei-Flüsse-Stadt“ war angeblich schon Alexander v. Humboldt bei einem Besuch angetan. Ob er dieses Urteil wirklich ausgesprochen hatte, konnten wir nicht überprüfen, aber wir würden uns dem Urteil gerne anschließen. Nur das Wetter am späten Abend wurde leider schlechter und es kam leichter Regen auf.

Da wir nicht wussten, ob der verbliebene Diesel (laut Anzeige noch ca. 1/3?) im Haupttank am kommenden Tag noch bis Garbsen reichen würde, probierte Thomas zum ersten Mal den Diesel aus dem zweiten Tank in den Haupttank umzuleiten, während Claudia den neu erworbenen Ofen zum Aufbacken von Brötchen ausprobierte. Da wir noch keine Erfahrungswerte hatten, wie lange das Umfüllen mit dem relativ dünnen Schlauch dauern würde, stellte sich Thomas gezwungenermaßen daneben, um ein Überlaufen des Tanks vorzubeugen.

Nach ca. 35 min im Regen - mittlerweile ziemlich nass - gab er sich geschlagen und brach das weitere Umfüllen ab. Ein Blick auf die Tankanzeige zeigte einen Dieselstand von ca. 4/5 an. Was haben wir daraus gelernt ? Das nächste Umfüllen findet bei schönem Wetter im Liegestuhl und mit einer Zeitung statt....... ;-)    ....und das Aufbacken von Brötchen geht schneller!

Nach einigen Tagen in Garbsen mit einigen Neuerungen, wie z.B. Einbau neuer Batterien, Anfertigung einer Dachreling für unsere „Dachterasse“ (dafür wurden alte Gerüststangen zweckentfremdet, lackiert und auf dem Dach verschraubt), Erwerb von Schaumstoff als Ersatz für die in die Jahre gekommene Isolierung im Durchgang zur Fahrerkabine, Reparatur der Stromverbindung für die Anhängerkupplung, etc.

Zu der Anhängerkupplung ist noch als Anekdote hinzu zufügen, dass die Kunststoffkappe abgebrochen war und verschiedene Leute uns darauf hinwiesen, dass das beim TÜV beanstandet werden könnte....

Aus diesem Grunde hatten wir einen neuen Stecker besorgt und wollten nun die Gelegenheit nutzen diesen auszutauschen. Zu unserer großen Überraschung mussten wir feststellen, das der Stecker mit dem Stromnetz überhaupt nicht verbunden war !!! Da fragt man sich natürlich schon, was der TÜV bei den Vorbesitzern in all den Jahren geprüft hatte (oder besser was er nicht geprüft hatte !!) !

Unabhängig davon funktionierte es nun und wir könnten theoretisch noch einen Anhänger mitnehmen …. ;-)

Nachdem wir uns nochmals schlau gemacht haben....einen neuerlichen TÜV (unser ist noch bis Ende Oktober gültig) werden wir nicht mehr vor unserer großen Fahrt durchführen, da es unser Ziel ist rechtzeitig vor dem 01. Nov. Europa Richtung Marokko verlassen zu haben ...dann interessiert es ohnehin keine Menschenseele mehr. ;-)

 Auch den ADAC Schutz über ganz Europa inkl. Marokko für einen kleinen Zusatzjahresbeitrag haben wir bei der Gelegenheit erweitert. Wer weiß schon was uns auf der Reise alles an Defekten und sonstigen Unwegsamkeiten widerfährt. Da kann es schnell mal passieren, dass man ein vor Ort nicht verfügbares Ersatzteil benötigt...

Nach all diesen kleinen Arbeiten und Erledigungen ging es endlich am Mittag des fünften Tages weiter Richtung Küste. Als erstes Ziel hatte wir uns die Nordseeküste an der Elbmündung bei Dose / Cuxhaven ausgeschaut. Nach ca. 210 km hatten wir bei schönsten sonnigen Wetter am Nachmittag endlich das Meer erreicht. Unser Fahrzeug stellten wir direkt auf einen Stellplatz hinter dem Deich. Als erstes machten wir uns natürlich auf das Wattenmeer zu Fuß erkunden und eine Sitzprobe in einem Strandkorb durfte auch nicht fehlen. Für Claudia natürlich eine ganz neue Lebenserfahrung kilometerweit im Matsch herum zulaufen.... ;-)

Am nächsten Tag setzen wir unsere Reise fort und setzten mit der Elbfähre von Wischhafen nach Glücksstadt über, um auch die Nordseeküste von Schleswig Holstein uns anzuschauen.

Auf der Fähre wurden wir doch glatt von einem anderen Passagier angesprochen, „ob wir nicht durch Zufall noch eine Hinterachse gebrauchen könnten. Er hätte doch noch eine zu Haus in der Garage rumliegen und würde sie uns gerne verkaufen“. - Äh, nein heute nicht ….

 

 

Fazit: Wenn einem die Ersatzteile schon auf einer Elbfähre angeboten werden, dann sollte es doch Afrika im Ernstfall auch keinen Engpass geben – oder ?  

An dem Tag schafften wir es noch bis zu einem sehr idyllischen Stellplatz in der Nähe der Ortschaft Meldorf (ca. 10 km südlich von Büsum) direkt auf einer Wiese hinterm dem Deich

Vor uns landeinwärts ein schöner Binnensee mit vielen Seevögeln und hinter uns direkt der Deich, der von unzähligen Schafen bevölkert wurde. Wenn etwas typisch für die Nordseeküste von Schleswig Holstein ist, dann die grasenden Schafe auf den Deichen, die einen etwas das Gefühl von Schottland geben und die unglaublich vielen Windräder !

Auch hier fielen wir mit unserem Gefährt ziemlich auf. Typischer Dialog von einem älteren Ehepaar, welches mit E – Bikes vorbei radelte … „Du schau mal da wohnen Zigeuner!....[und auf unser Kennzeichen „WM“ deutend] ...die kommen aus „Würzburg – Mitte“ !! ….. o ha ….Claudia befand sich gerade auf der anderen Seite des Grimber und hat sich vor Lachen nur noch schütteln können ….

 

Der Platz als solches war aber sehr schön. Toller Blick auf den Sonnenuntergang vom Deich über das Wattenmeer und schöne Touren mit dem MTB entlang des Deiches (wer sich an Schafen nicht sattsehen kann, kommt hier voll auf seine Kosten). So machten wir auch eine ca. 70 km Tour über Büsum bis zum Eider Sperrwerk. Das Seebad Büsum selbst lebt ziemlich vom Tourismus, aber durchaus einen Abstecher wert, um u.a.die Krabbenkutter im Hafen sich anzuschauen.  

Nach zwei Nächten zog es uns weiter Richtung Norden. Der Plan war „kurz mal in Sankt Peter Ording vorbei zu schauen“ und dann weiter über Husum nach Norden zu fahren......

In Sankt Peter Ording angekommen entdeckten wir sofort den super schönen ausgedehnten weißen Sandstrand hinter den Dünen (ca. 12 km lang und bis zu 2 km breit !!). Aber das Beste ….man kann mit dem Fahrzeug auf dem Strand ziemlich nah direkt ans Wasser fahren! Das Thomas, das als Einladung zu einer „Wüsten- und Dünenfahrt“ gleich ausnutzen musste, war ziemlich schnell klar. So hatten wir gleich einen Stellplatz „in der ersten Reihe reserviert“ mit Blick auf die vielen Surfer, Kitesurfer, Strandsegler und Kitebuggyfahrer! Wenn wir noch einmal die Gelegenheit haben sollten hier vorbei zu schauen, dann würden wir mehr Zeit an diesem genialen Strand verbringen und das Surfen oder Kiten mal ausprobieren …....

So blieb es beim bloßen Zuschauen und Genießen des regen Treibens am Strand.

Erst lange nach Sonnenuntergang verließen wir den Strand (wer beim Übernachten am Strand erwischt wird, darf wohl beim „Sanieren der Staatskasse“ in Form eines Bußgeldes behilflich sein)“ und fuhren noch die ca. 50 km bis Husum, wo wir uns im Hafenbereich einen Platz zum Übernachten suchten.

 

 

Den nächsten Morgen verbrachten wir mit einem Rundgang in dem kleinen (aber feinen) Stadtkern mit dem dazugehörenden Tidenhafen. Neben einigen schönen typischen Hafenhäusern (im alten mittelalterlichen Hansestil) gibt es auch noch einige alte Traditionssegler und Krabbenkutter. Nicht umsonst muss Husum wohl immer wieder als Kulisse beim Filmen „herhalten“ (z.B.: Emil und die Detektive).

Von Husum ging es weiter nach Flensburg, wo wir den Tag größtenteils im Hafen verbrachten und die vielen Schiffe, Segler, alten Ausflugsdampfer, etc. zu betrachten.... Punkte haben wir uns dort keine eingehandelt! Zum Übernachten haben wir uns allerdings einen Stellplatz etwas außerhalb an einem kleinen Strand in der Flensburger Förde bei Langballig gesucht...

Ach ja... das war mittlerweile dann auch schon die Ostsee und zum Greifen nahe auf der anderen Seite lag schon Dänemark. Hier konnte man auch mal ins Wasser springen – und musste ihm nicht „kilometerweit hinterherlaufen“. Bei einer „kuscheligen“ Wassertemperatur von ca. 17 Grad war der mitgebrachte Neopren bei einem längeren Aufenthalt im Wasser „von gewissen Vorteil“.

 

Dieses Wissen haben die Einheimischen den Durchreisenden offenbar voraus, denn die Kinder scheinen noch vor dem ersten Fahrrad alle erst einmal einen Neo zum Geburtstag zu bekommen (man stelle sich mal einen spanischen Strand vor, bei dem alle Kinder mit einem Neo schwimmen gehen !!!)!

Unseren „Strandtag“ hatten wir dann für den nächsten Tag in dem kleinen Kurort Dahme geplant. Dahme liegt irgendwo am Nordwestende der Lübecker Bucht ca. 13 km nördlich von Grömitz (wie wir später feststellen ist es das „Mallorca von Schleswig Holstein“). Der Weg dahin führte uns abseits der großen Hauptstraßen in die kleinsten Dörfer mit vielen alten Reetdachhäusern, die so typisch für diese Gegend sind.

Kurios war auch die einspurige Straßen- und Eisenbahnbrücke über die Schlei bei Kappeln. Als allererstes hat der Schiffsverkehr Vorrang (zu diesem Zwecke wird die Brücke hochgeklappt), dann kommt der Eisenbahnverkehr und zu guter Letzt dürfen die Autofahrer (aber immer erst eine Seite) auch mal die Schlei über die Brücke überqueren.

In Dahme haben wir etwas außerhalb auf einem ziemlich verlassen Stellplatz geparkt (hat scheinbar auch niemanden interessiert). Durch einen glücklichen Zufall haben wir hier auch Dirk, einen alten Schulkameraden von Thomas getroffen, der mittlerweile in HH wohnt und nebenbei eine Surf- und Segelschule in Dahme direkt in den Dünen betreibt. Mit mehr Zeit im Gepäck hätten wir wohl versucht, dort unsere ersten Versuche beim Kiten zu machen – denn das Ziel haben wir seit dem Aufenthalt in Sankt Peter Ording (Dirk, falls Du diese Zeilen liest... das holen wir dann im Oktober gerne in Tarifa nach ! ;-) …).

So verbrachten wir insgesamt 3 Nächte an diesem schönen Strand und wir nutzen die Zeit, um Ausflüge mit den MTB's z.B. nach Grömitz zu machen und auch morgens einige Meter zu schwimmen (aber nur mit Neo wegen der frischen Wassertemperaturen und teilweise auch wegen der Quallen).

Der Trubel in Grömitz hat uns total überrascht. Hätte man die Strandkörbe gegen Sonnenschirme ausgetauscht,(und vielleicht ein paar Eimer gefüllt mit Sangira dazugestellt ??) wäre fast ein Mallorca Feeling aufgekommen..... ;-)

Nach dem Aufenthalt an der Ostsee wurde es Zeit wieder Richtung Süden zu fahren, da auf unserem Plan noch die Teilnahme an einem Globetrottertreffen mit dem sinnigen Titel „Zugvogeltreffen“ stand. Das Treffen findet immer am letzten Wochenende im August an einem recht abgelegenen kleinen See in Trödes bei Moosbach im Oberpfälzer Wald nahe der Grenze zu Tschechien statt. ...also ein weiter Weg von dort oben.

Dort trafen wir in den drei Tagen auf eine bunte Mischung von erfahrener Globetrotter (oder welche, die wie wir es noch werden wollen) mit ihren teilweise ziemlich spektakulär ausgebauten Fahrzeugen. Die Bandbreite an „Zugvögeln“ reichte von der Kategorie der (noch) „Wochenend“- über die „Jahresurlaub-“ bis zu den „Vollzeitzugvögeln“, die den Schritt bereits gewagt haben und teilweise komplett mit ihren Familien in ihren „rollenden Wohnsitzen“ wohnen.

Allen gemein war der rege Austausch von vielen interessanten Informationen zu Fahrzeugen, Innenausbau, Reisen, etc. am Lagerfeuer.

Vielen Dank an Diana und Wolfgang von morpheusreisen für die Einladung!

Auch die landschaftlich hat der Oberpfälzer Wald einiges zu bieten. So nutze Thomas die Gelegenheit zwei Abstecher mit dem MTB ins nahe Tschechien zu machen. Ist die deutsche Seite schon sehr landschaftlich geprägt, so wird es nach dem Grenzübertritt noch wesentlich naturbelassener geprägt durch große Waldgebiete und nur - teilweise recht rückständigen – sehr kleinen Dörfern. Der gewisse morbide Charme des ehemaligen Ostblocks......

Auf dem Rückweg machten wir für die letzte Übernachtung noch einen Stopp in Wasserburg am Inn. Die Stadt liegt landschaftlich sehr schön auf einer vollständig vom Inn umflossenen Halbinsel. Vom gegenüberliegenden Steilufer, überblickt man die komplette Altstadt mit ihrer bis ins Mittelalter zurückreichenden Bausubstanz.  

Am Ende dieser fast 3-wöchige Probefahrt konnten wir es kaum erwarten, die letzte Phase des Ausbaus in Angriff zu nehmen (u.a. Dachgepäckträger, Erneuerung der Polsterung im Durchgang zwischen den Kabinen, den Boden verlegen und natürlich den Ausbau der Nasszelle).

 

Unser Ziel war es nun möglichst, um den 18. September den Ausbau des Grimbers abgeschlossen zu haben, ca. eine Woche als Reserve für „Optimierung und Dekoration“, etc. einzuplanen, um dann pünktlich zum kalendarischen Herbstanfang aufzubrechen.....halt immer der Sonne hinterher !!! ;-)

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Kommentare: 2
  • #1

    Susanne (Freitag, 16 September 2016 12:30)

    Meeeeeeehr davon!!!!!!!

  • #2

    Marc (Freitag, 16 September 2016 19:07)

    Tolle Fotos habt ihr gemacht - bin schon auf die ersten Bilder der großen Tour gespannt! :-)