Die ersten Schritte mit dem Grimber auf dem afrikanischen Kontinent
Pünktlich Anfang November setzten wir mit der Fähre von Tarifa zum alten Hafen von Tanger über.
Im Hafen angekommen, winkten uns gefühlt alle verfügbaren Beamten herbei, damit wir auch schnell den Ausgang finden. Vor einem verschlossenem Tor sollten wir parken. Sofort sprintete ein marokkanischer Grenzbeamter auf uns zu. Freundlicherweise füllte er auch gleich die Papiere für den Grimber aus. Thomas schickte er in den ersten Stock, um die Einreise für das Fahrzeug durchzuführen. Er musste dort nur seinen Pass und seinen Beruf angeben.
Damit er den Weg über die Treppe auch zum ersten Stock finden würde, bekam er sofort die Hilfe von einem Marokkaner angeboten... na ja eine Treppe konnte er noch alleine hochgehen und diese wird dafür natürlich nicht benötigt. Für die angebotene (und noch nicht mal benötigte) „Hilfe“, hätte der Marokkaner gerne einen Kaffee gehabt... Willkommen in Marokko!
Nach einem kurzen Blick von außen in die Wohnkabine von dem Grenzbeamten war die Einreiseprozedur schnell erledigt und das große Tor vor uns öffnete sich.
Salam Aleikum in Tanger - Marokko - Afrika !!
Als erstes musste natürlich die Medina erkundet werden. Also hinein in die engen Gassen mit seinen unzähligen Verkaufsständen und Läden für Obst, Gemüse und allerlei Alltagsbedarf, kleinen Märkten in Katakomben, kleinen Cafe's, Essensständen..... und natürlich das Wichtigste, um auch geruchsmässig in Marokko anzukommen.....die vielen Gewürz- und Kräuterstände im Souk, die u.a. Kreuzkümmel, Zimt, Koriander, Ingwer, Safran, Chilli, Pfeffer, Thymian, Minze, Petersilie, und, und..... anboten.
Tanger war sehr angenehm zum Ankommen. Die Stadt hat sich scheinbar sehr zum positiven gewandelt in den letzten Jahren. Die Leute waren alle sehr freundlich und überhaupt nicht aufdringlich. Das hatte Thomas bei seinem allerersten Aufenthalt Mitte der 90er noch ganz anders in Erinnerung. Damals war es eine Art Spießrutenlauf, um all den „netten Verkäufern“, die die zu „inhalierenden Gewürzen“ an den Mann bringen wollten, zu entkommen.
Da wir nicht so gerne in großen Städten übernachten, bogen wir auf dem Weg nach Tetouan spontan irgendwo rechts in die Ausläufer des Rifgebirges ab. Ein Bergdorf namens Beni Harchen erwies sich als Sackgasse, so folgten wir einem anderen rudimentären Weg, der erst noch im Werden war, weiter nach Westen hoch in die Berge. An einer „Parkbucht“ mit phantastischer Sicht bis zum Mittelmeer wollten wir die Nacht verbringen - möglichst weit weg von jeder größeren Siedlung, da wir die Sicherheitslage für freies Campen in Marokko noch nicht einschätzen konnten.
Wir waren zwar in der kompletten Pampa.......ja, hatten sogar eine Zeitreise ein oder zwei Jahrhunderte zurück gemacht, in denen es noch keinen Strom oder fließendes Wasser in Form eines ausgebautes Netzes gab, aber allein waren wir hier nicht wirklich. Je näher der Sonnenuntergang herbei kam, desto mehr Menschen mit orangen Kunststoffbehälter kamen aus allen Richtungen an uns vorbei. Alle bestaunen neugierig uns und unser Fahrzeug, aber niemand traute sich uns anzusprechen. Die Frauen schauten beim Vorübergehen auf den Boden oder zur anderen Seite. Die jungen Mädels riskierten schon einmal einen verschämten Blick und die jungen Buben beobachteten uns halb versteckt aus sicherer Entfernung. Wir beobachteten die Einheimischen natürlich ebenfalls und da bemerkten auch wir es: Wir parkten fast direkt an einem Brunnen in der Felswand, an dem sich die Menschen mit Wasser versorgten!
Deshalb war hier plötzlich ein Betrieb wie am Stachus! Ein alter Mann kam letztlich irgendwo von einem „Bauernhof“ aus dem Tal herauf und sprach Thomas an. Die Verständigung war leider mehr als schwierig, da wir weder arabisch noch französisch, noch irgendeine Berbersprache sprechen (ist mittlerweile auch nicht viel besser geworden). Wir vermuten, dass er uns zu sich nach Hause zum Essen und Schlafen einladen wollte...
Anekdote am Rande
…...bzgl. der „gefährlichen Stellplätze in Marokko“ noch von derselben Nacht:
Kurz nach 18 Uhr war es dann bereits dunkel. Es war stockfinster! Die einzigen Lichter kamen von den Sternen und ganz weit aus der Ferne vom entfernten Tanger. Weit entfernt hörte man irgendwelche Hunde bellen. Wir waren nur kurz draußen, da bemerkte Thomas einen Mann, der im Dunkeln aus dem Tal herauf in unsere Richtung „mit einer Taschenlampe bewaffnet hoch schlich“. Claudia wurde sofort zurück in den Grimber geschickt und sollte dort im Dunklen (!) warten.
So erlebte Claudia die nächsten Minuten: „Der Grimber wackelte plötzlich etwas! Werden schon am ersten Tag in Marokko unsere Fahrräder geklaut??? Jetzt klopfte es auch noch! Hmm.... Wo bleibt der Thomas nur???“
Claudia blieb einfach still auf der Bank sitzen, in der Hand das Pfefferspray. Es klopfte noch einmal. Claudia blieb immer noch still sitzen. Tatsächlich war Thomas auf das Dach geklettert, um einen „besseren Überblick“ zu haben und er klopfte, denn er wollte durch die Dachluke das Pfefferspray und den Holzknüppel gereicht bekommen! Spätestens ab jetzt war Claudia's Hose randvoll! Was war tatsächlich geschehen.... ?
Der Marokkaner war vermutlich aus dem Tal herauf gekommen, um mit seinem Handy zu telefonieren, da es unten keinen Empfang gab! Nach seinem Gespräch, welches wir regungslos im Dunkeln verfolgten, ging er wieder wieder hinunter ….vermutlich hatte er nicht einmal in der Dunkelheit bemerkt, dass er nur wenige Meter neben einem 7,5 Tonner stand ….
Falls doch, hoffen wir sehr, dass er nicht mitbekommen hatte, was wir im Dunkeln so treiben....
Nachdem die erste Nacht im Marokko für uns „glücklich ausgegangen“ war, entschieden wir uns am nächsten Morgen die Straße einfach weiterzufahren. Es führen ja viele Wege zum Ziel!
Wir fuhren um die erste Kurve und mussten lachen. Unser „einsamer“ Übernachtungsplatz lag nur ca. 100 Meter von einem kleinen Dorf entfernt.
Die Straße, die nun eine ziemlich holprige Piste wurde, ging hoch und runter. Mal breiter und auch mal schmäler. Teilweise ging es so steil hoch, dass wir nur im ersten Gang hoch krochen. Irgendwann standen wir dann am Ende der Straße. Hier ging es definitiv nicht weiter für uns!
Links eine Steinwand, rechts der Abhang und geradeaus ein Trampelpfad, der irgendwo ins Gebirge führte. Also drehten wir um.
Kurze Zeit später sahen wir eine Abzweigung, die wir auf dem Hinweg so nicht beachtet hatten. Dieser Weg sah aber ziemlich abenteuerlich aus. Zufällig kam ein Einheimischer den Weg hoch. Thomas sprang aus dem Grimber und erkundigte sich mit Händen und Füßen, ob wir diesen Weg fahren könnten. Die Reaktion des Einheimischen schien „positiv“ zu sein. Also fuhr Claudia gleich los (Thomas zog es vor zu Fuß die Strecke vor dem Fahrzeug zur Sicherheit abzugehen - oder zu seiner eigenen?).
Als der Marokkaner bemerkte, das der Grimber von einer Frau gesteuert wurde, war dieser total überrascht und klopfte Thomas anerkennend auf die Schulter (tatsächlich wollte er gar nicht mehr damit aufhören). - Kommentar von Claudia: Typisch Männer!!!
Claudia holperte langsam den Weg mit dem Grimber hinunter ins Tal zur nächsten geteerten Straße.
Auch hier in Marokko finden die Einheimischen unseren Grimber total klasse. Ständig bekommen wir von Marokkaner, die am Straßenrand gehen oder sitzen – aber auch von überholenden Fahrzeugen - den Daumen nach oben gestreckt entgegen gehalten. Viele sind sehr überrascht, dass der Grimber häufig von einer Frau gesteuert wird.
Nach der Besichtigung von Tetouan verbrachten wir die zweite Nacht in dem marokkanischen Urlaubsort Martil. Kaum hatten wir den Motor abgestellt, waren wir umzingelt von einem halben Dutzend Jungs mit Fahrrädern. Die Burschen fragten überraschenderweise nicht nach Geld, sondern nur nach einer Luftpumpe, um Ihre schlappen Reifen aufzupumpen.
Thomas suchte mühsam sämtliche Stauräume nach unserer Luftpumpe ab. Leider mussten wir feststellen, dass die Ventile nicht passten (tatsächlich hatten die Jungs drei verschiedene Arten von Ventilen „im Angebot“!). Daher konnten wir leider doch nicht helfen.
Als Stellplatz hatten wir ein freies Gelände am Ortsausgang „in der zweiten Reihe“ zum Meer gewählt. Allerdings konnte man bei einem Blick aus dem Fenster eher an eine Müllhalde, als an einen Urlaubsort denken.....
Anekdote zur Nachsaison:
Direkt am Strand gab es auch ein öffentliches WC Häuschen. Dieses ist scheinbar aber nur in der (Haupt) Saison geöffnet. Wie kann man das Ding winterfest machen (muss es aber nicht)???
=> man mauert einfach die Fenster und die Türe zu!!!!
In Chefchaouen- im Rifgebirge gelegen (bei bestimmten Personenkreisen in Europa offenbar für seine „Spezialitäten“ einschlägig bekannt) - bekam Thomas regelmäßig Haschisch angeboten. Sieht er aus, als würde er Drogen nehmen?? Claudia hingehen, wurde es kein einziges Mal angeboten – sie wurde nicht mal eines Blickes gewürdigt. Die konservative marokkanische Männerwelt hat ein eigenes Frauenbild ! - o.k. sie hätte es auch wohl dankend abgelehnt! ;-)
Auch hier eine kleine Anekdote, die nicht unerwähnt bleiben soll:
Thomas (Beifahrer, da besserer Kartenleser!) navigierte Claudia aus der Stadt Chefchaouen.
Claudia: „Er nuschelte etwas, von einem steilen Berg umfahren, um einfacher zurück auf die Bundesstraße zu kommen......“
Prompt landeten wir direkt in einem Lebensmittel – Markt (Dichte der Menschen war wie in der Kaufinger Str. an Adventswochenenden x Faktor 10!). Es war eng, eigentlich fast zu eng für den Grimber und einfach nur unglaublich viel los. Der „dicke Grimber“ verstopfte den kompletten Weg durch den Markt. Die Marokkaner hatten die Straße an diesem Markttag komplett mit Minibussen, alten Mercedes Taxis (hätten in Deutschland alle ein „H“ Kennzeichen und vom TÜV die rote Karte erhalten!) und ihren Verkaufsständen belegt..... und glaubt mal nicht, dass auch nur irgendeiner sich einen cm bewegte !! Hier galt erst einmal eine „hier bin und hier bleib ich“ Faustregel !
Für die ca. 400 m brauchte Claudia gute 45 min! Sie hat den Grimber durch das Chaos ohne Crash gefahren. Das hat Ihr viele nach oben gerichtete Daumen bei den Einheimischen eingebracht (zwei Daumen hoch von Thomas), aber auch ein total durchgeschwitztes T-Shirt.
Die Bilanz der marokkanischen Taxi- und Minibusfahrer sah nicht ganz so gut aus. Beim Versuch den Weg zu räumen, gab es einige Beulen, abgestorbene Motoren (ein Taxi musste dann manuell – sprich schieben - „entfernt werden – oder gleich der Entsorgung zugeführt??), abgefahrene Seitenspiegel und zu allerletzt überfahrender, frischer, eigentlich zu verkaufender Fisch!
Hier an der Mittelmeerküste erleben wir es immer wieder aufs Neue, dass viele Leute Spanisch sprechen! Leider verpassen wir trotzdem so unglaublich viel, da wir weder Französisch noch Arabisch sprechen.
Der Reisende, der die sehr bergige marokkanische Mittelmeerküste bereist, wird sehr schnell bemerken, dass praktisch jede Anhöhe, Bucht, Flussmündung, etc. mit einem Militärposten besetzt ist (das Rifgebirge ist nicht weit... und das gilt ebenso für Spanien).
Bei der Stadt Al Hocima verbrachten wir zwei Nächte direkt am Strand. Am Strand hatten wir auch einen schönen Blick auf ein Kuriosum der Weltpolitik. Wenige hundert Meter vom Strand liegt die zu Spanien gehörende Felseninsel „Penon de Alhucima“. Natürlich hatten wir auch hier Kontakt mit dem nächstgelegenen Militärposten. Tatsächlich war der Motor noch nicht aus, da liefen uns die Soldaten schon entgegen mit einem freundlichen Salam Aleikum. Die IMMER äußerst freundlichen Soldaten benötigen jedes Mal nur die Daten unserer Pässe (manchmal auch das Kennzeichen des Fahrzeuges), die sie in ein Formular – Fiche genannt eintragen. Wie wir später erfahren haben, kann man die sich selber aus dem Internet ausdrucken und vorab ausfüllen
....das nächste Mal würden wir mal pauschal min.100 Stück ausdrucken …..
Übernachten war dort nie ein Problem und es ergaben sich immer nette Unterhaltungen – insbesondere dann, wenn mindestens einer der Soldaten Englisch sprach! Man brachte uns sogar Frischwasser und lud uns zum Tee ein ! Ein Soldat wollte Thomas schon fast umarmen und „liebkosen“ ….. fast schon ein bisschen zu viel des Guten.
Auch am Cap des Trois Fourches (nördlich von der spanischen Enklave Mellila) bekamen wir Besuch von Soldaten (Prozedur ist immer die Gleiche).
Hier oben verbrachten wir eine ziemlich stürmische Nacht mit gefühlter Orkanstärke. Wir fühlen uns eher wie am „Kap der guten Hoffnung“..... der Grimber schaukelte die ganze Nacht hin und her.
Damit war die Mittelmeerküste praktisch bereist und wir machten uns auf den Weg Richtung Süden.
Die Gegend bei Berkane ist ein riesiges Anbaugebiet für allerlei Obst … Mandarinen, Orangen, Granatäpfel, Zitronen, etc. Der ideale Ort um die Obstbestände bei den vielen Ständen am Straßenrand aufzufüllen.Gut und ziemlich günstig. Wir wollten z. B.1 kg Mandarinen für ca. 35 Cent kaufen..... in die Tüte bekamen wir ca. 1,2 kg Mandarinen und min. die doppelte Menge an Zitronen und Granatäpfel förmlich „aufgedrängt“! Wieder ein Beispiel wie unglaublich nett die Menschen hier sind.
Auf dem Weg ins Landesinnere schauten wir uns die ziemlich grüne Zegzel Schlucht in den Beni-Sassen-Bergen an. Auch dort finden wir einen einsamen Platz für die Nacht.
Hier hatten wir unsere erste wirklich kalte Nacht. Morgens hatten wir nur 10 Grad im Grimber. Da wir keine Heizung haben, mussten wir uns mit einem warmen Kaffee begnügen. Dabei planten wir unsere Weiterreise in Richtung Süden und der Wüste.....immer der Sonne hinterher!
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Susanne (Samstag, 26 November 2016 17:15)
Meeeeeeehr davon! Ich freu mich auf jedes Foto und werd oft scho hibbelig, wenn zu lang kein Post kommt!!! Marokko ist wunderschön und ich bin froh, dass sich nichts an der Freundlichkeit geändert hat! Bleibt gesund und weiter gute Fahrt!!!