Geschichten und Anekdoten aus der Elfenbeinküste (Cote d'Ivoire)
„Bei den Stelzentänzer von Touba und
Unterwegs auf der A7 Richtung Atlantik“
Nachdem wir es wieder einmal geschafft hatten uns durch ein Grenzgebiet mit unzähligen Schlammlöchern zu wühlen, kamen wir nach dem Grenzübergang zu der Elfenbeinküste endlich wieder in den Genuss einer gescheiten Teerstraße und Infrastruktur. Die erste größere Ortschaft war die relativ große Stadt Man. Dort verbrachten wir einige Tage. Bei der Wanderung auf den Berg „Dent de Man“ lernten wir die Holländerin Maike kennen. Nach erfolgreicher Besteigung, mit anschliessender Abkühlung in einem Wasserfall, vereinbarten wir gemeinsam einen Ausflug zu dem kleinen Ort Touba zu machen.
Die Stelzentänzer von Touba
In einem in der Nähe von Touba liegenden kleinen Dorf namens Silakoro soll es die berühmten Stelzentänzer zu bewundern geben, für die der Nordwesten der Elfenbeinküste bekannt ist.
Da der Ort allerdings irgendwo abseits der Hauptstraßen im Hinterland liegt, war es ratsam einen lokalen Guide zu engagieren. Wir hatten die Wahl, ob wir mit unserem eigenen Fahrzeug oder mit dem öffentlichen Bus nach Touba fahren würden. Wir entschieden uns aus Bequemlichkeitsgründen und auch, um mal eine Abwechslung zu haben, die lokalen öffentlichen „Verkehrsmittel“ zu nutzen. Allerdings müsste man – so wurde uns im Vorfeld mitgeteilt - bei der Busoption die „letzten paar METER zu Fuss laufen“ (Zitat des Guides).
Da es in einer afrikanischen Stadt nicht so ratsam ist, die Nacht in irgendeiner Seitengasse zu verbringen, hatten wir den Parkplatz eines günstigen Hotels als Nachtplatz auserkoren. Dort um 10:00 Uhr am nächsten Morgen sollte der allgemeine Treffpunkt sein. Aber mit den Zeiten ist es in Afrika halt so eine Sache. Pünktlich auf die Minute fuhr das Taxi von Maike vor. D.h. „Europa“ war pünktlich an Ort und Stelle. „Westafrika“, vertreten durch unseren Guide, liess sich nicht blicken. Maike, die als Einzigste von uns französisch sprach, rief ihn vorsichtshalber an. Kurz nach 10:30 Uhr tauchte er dann tatsächlich auf. Endlich konnten wir uns auf den Weg zu den Stelzentänzern machen.
Typisch für diese Region, war ein alter kleiner Mercedes Kastenwagen als Bus umfunktioniert worden. Dieser war – auch typisch - bereits mehr als gut besetzt. Als „Ehrengäste“ bekamen wir die besten Plätze vorne neben dem Fahrer. D.h. zu dritt auf dem Beifahrersitz.
Leider hielt der Bus ca. alle 100 Meter an. Entweder wollten Leute ein- oder aussteigen oder unser Fahrer wollte sich z.B. Wasser, Orangen, Bananen oder Nüsse kaufen. Diese Dinge werden von vielen Frauen an der Strasse, in einer Schale auf dem Kopf tragend zum Verkauf angeboten.
Zu der Tatsache, dass unser Gefährt schon einige (viele) Dienstjahre auf dem Buckel hatte, passte dann auch gut, dass die Handbremse defekt war. Der Junge, der auch das Geld für die Fahrt einsammelte, sprang bei jedem Stopp schnell hinaus, um zum richtigen Zeitpunkt einen großen Holzknüppel hinter die Reifen zu werfen.
Wir machten uns gerade Sorgen, ob wir es noch pünktlich zum Stelzentanz am Nachmittag schaffen würden, da stoppte der Bus schon wieder. Dieses Mal wurden jedoch auch wir gebeten auszusteigen. Was war denn jetzt wieder los??? Wir waren doch noch lange nicht in Touba? Müssen wir hier umsteigen???? Als wir ausstiegen, sahen wir auch schon das Problem. Neeeeeiiiiin, jetzt hatte der Bus auch noch einen Platten! Seufz...... irgendwie schienen wir nicht so richtig voran zukommen.
Wir nutzten diese unfreiwillige Pause, um uns bei einem kleinen Dorfladen an der Strasse ein Baguette zu kaufen. Claudia versuchte sich in einem typisch afrikanischen Spiel, „Wir rollen einen Reifen mit einem Holzstück vor uns her“ (Kommentar Thomas: „Da braucht es noch etwas Übung!“). Thomas legte sich in der Zwischenzeit in eine Art offene Holzplattform mit Dach für eine kleine Pause. Claudia erinnerte dieser Unterstand eher an einem Hühnerstall auf Stelzen. Ehe Thomas es sich so richtig bequem machen konnte, war er auch schon von allen Kindern der umliegenden Hütten umzingelt. Nix da mit einer kurzen Verschnaufpause!
So beschäftigt bemerkten wir gar nicht, dass sich fast alle übrigen Fahrgäste davon gemacht hatten mit anderen Fahrzeugen. Nur unser Guide hatte scheinbar keine Eile und machte keine Anstalten ein anderes Fahrzeug zu stoppen, etc.. Thomas wurde langsam ungeduldig, denn wir waren bereits ziemlich spät dran für den Stelzentanz. Plötzlich war auch noch unser Guide nicht mehr auffindbar. Wie sich später heraus stellte, hatte er sich zu einem Nickerchen in eine der Hütten „zurückgezogen“. Der Reifenwechsel dauerte ungewöhnlich lange und erst nach einer gefühlten Ewigkeit ging es endlich weiter. „Stunden“ später hatte es der Bus geschafft uns zu der Abzweigung von der Piste zu bringen, die in das kleine Dorf Silakoro führte. Dort sollte der Stelzentanz in ca. 30 min stattfinden und nur noch dieses „kleine Wegstück“ müßten wir laut dem Guide zu Fuß gehen. Claudia sah schon beim Aussteigen des Busses ein ziemlich von Wind und Wetter mitgenommenes Schild: „Silakoro 12 km“! Die Rede war doch immer nur von den LETZTEN METERN zu Fuss gehen!? Wir sollten doch jetzt nicht noch 12 km laufen??? Maike und Claudia hofften, dass nur das Komma zwischen den beiden Zahlen nicht mehr lesbar war. Selbst einem Afrikaner muss doch klar sein, dass 12 km nicht in einer halben Stunde zu Fuss zu schaffen sind!? Wir marschierten also tapfer los. Nach wenigen 100 Metern überholten uns zwei Motorräder, die kurzerhand stoppten. Laut unserem Guide sollten Maike und Claudia mit den Motorrädern mitfahren. Und Thomas??? Die seltsame Idee des Guides war, dass Thomas und er das Stück zu Fuss gehen würden und die Mädels „schon mal voraus fahren würden“. Ohne Thomas wollte Claudia aber auf gar keinen Fall mit dem Motorrad mitfahren. So rutschte sie schnell auf dem Motorradsitz nach vorne zum Fahrer und rief :“Thomas komm, hier ist für dich auch noch Platz!“ Maike machte auf dem anderen Motorrad dasselbe, damit der Guide dort ebenfalls Platz fand. Drei Personen sind hier in Afrika auf dem Motorrad wahrhaft nichts besonderes. So fuhren wir ca 10 km (!) bis zu einer Schule in einem kleinen Ort. Wären die Motorräder nicht zufällig vorbei gekommen, hätten wir die komplette Strecke zu Fuss gehen müssen! Ein weiteres Lehrstück aus dem afrikanischen Tollhaus! Bei der Schule wurde uns erst einmal Platz auf Plastikstühlen im Schatten angeboten. Claudia erkundigte sich, ob der Stelzentanz hier auf dem Pausenhof statt finden würde. Nein, wir mussten noch weitere ca 2 km zu Fuss gehen! Unsere Verwunderung wurde immer größer. Wir starteten morgens in dem Glauben, dass diese Veranstaltung „gegen Mittag“stattfinden würde, Mittlerweile waren wir uns nicht mehr so sicher, ob es ein Hexensabbat bei Mondschein werden würde.
Endlich in dem Dorf angekommen wurden wir freundlich begrüßt und durften die Rundhütten kurz näher anschauen. Jede Rundhütte hatte zwei Türen, damit man immer schnell fliehen kann, falls der Feind überraschend eindringt.
Dann ging es gleich weiter zum eigentlichen Stelzentanz.
Alle Frauen des Dorfes standen bereits dort im Halbkreis und klatschten sich rhytmisch warm zu den nun einsetzenden Trommeln. Zuerst tanzten die jungen Männer. Dann folgte eine Passage, mit einem als Frau verkleideten Mannes. Zu dem Zweck trägt er auch eine Maske. Richtige Frauen dürfen nicht mittanzen, da sie nicht rein sind. Auch sehr typisch für große Landstriche Afrika's! Zum Schlussakt kam das Highlight: der Stelzentänzer. Der Stelzentänzer ist ein Mann mit Kostüm und Maske auf drei Metern langen Stelzen.
Angeblich dauert die „Ausbildung“ zum Stelzentänzer 3 -5 Jahre. Der Tanz erinnerte ein wenig ans Eiskunstlaufen bloß auf Stelzen. Auf jeden Fall eine akrobatische Übung, mit einigen ziemlich halsbrecherischen Sprüngen. Hinfallen sollten man auch hier nach dem „gesprungenen 4 fachen Toloop“ besser nicht.
Am Ende der Veranstaltung wurden auch wir nicht mehr verschont und auf dem Dorfplatz zum „Tanz aufgefordert“.
Die Veranstaltung war noch gar nicht richtig zu Ende, da drängte unser Guide bereits zum Aufbruch. Maike hatte sich eine andere Mitfahrgelegenheit nach Man bei einigen Franzosen, die sich ebenfalls diese Veranstaltung angeschaut hatten, besorgt. So machten wir uns alleine mit dem Guide mit den letzten Sonnenstrahlen auf dem Rückweg. Zu Fuss gingen wir die 2 km zurück zur Schule. Dort angekommen ging unser Guide einfach an der Schule vorbei. Hatte er nicht auf dem Hinweg noch gesagt, die Motorräder würden hier auf uns warten??? Also fragte Claudia nochmal nach. Nööööö......der Guide wollte doch tatsächlich wieder die letzten 10 km auf der ziemlich hügeligen Sandpiste in der Dunkelheit zur Hauptstrasse laufen, weil die Fahrt mit dem Motorrad extra kostet. Wir hatten nicht einmal eine Taschenlampe dabei! Wir wollten natürlich lieber mit dem Motorrad fahren. Nach einer kurzen, aber dieses Mal eindeutigen, Ansage wurde ihm sein absurdes Programm auch klar und wir fuhren mit dem Motorrad zurück.
Wir konnten noch immer nicht glauben, dass unser Guide tatsächlich die jeweils 12 km zu Fuss gehen wollte. Vor der völligen Dunkelheit hätten wir es niemals bis zur geteerten Hauptstrasse geschafft!
Bei der Hauptstrasse angekommen, stand dort zufällig wieder „unser grüner Bus“, mit dem wir morgens bereits her gekommen waren. Die Jungs erkannten uns auch gleich wieder und räumten sofort den Beifahrersitz für uns frei! Was für ein Service! Doch dann, bereits nach wenigen Minuten hörten wir ein Zischen. Neeeeeiiiinnnn, nicht schon wieder! Wir hatten tatsächlich schon wieder einen platten Reifen! Diese Mal gab es keinen weiteren Reservereifen, denn den hatten wir ja schon am Nachmittag aufgebraucht. So stiegen wir in den nächsten vorbeikommenden Bus um. Dieser war mehr ein Transporter, der typisch afrikanisch zu einem Bus umgebaut worden war. Das bedeutete, an die eigentliche Stelle der Fenster hatte man ziemlich krumm und unsymetrisch „nach Augenmass“ einige größere Löcher geflext. Scheiben hatten die Fenster nicht, dafür waren sie vergittert. Die Sitzbänke waren ebenfalls von der Marke „homemade per Flex in Afrika“. Richtig bequem sassen wir nun nicht wirklich die nächsten Stunden. An einer der nächsten „Haltestellen“ stiegen gefühlt 3 Dutzend einheimische Bauersfrauen dazu. Nun war wirklich jeder cm ausgefüllt! Platzangst sollte man hier besser nicht haben. Bei unserer Rückkehr war es stockdunkel und ziemlich spät geworden. Gefühlt dauerte die Rückfahrt die halbe Nacht.
Unterwegs auf der A7 Richtung Atlantik
Bei den Schimpansen im Tai Nationalpark
Ausgehend von Man wollten wir auf dieser „hochwertigen“ Straße südwärts über den Tai Nationalpark zu der Stadt Tabou am Atlantischen Ozean gelangen.
Vollgepackt mit Lebensmitteln machten wir uns auf den Weg. Noch hatten wir keine Ahnung was uns alles erwarten würde. Immer wieder passierten wir auf unserer Fahrt Checkpoints, wurden aber nie gestoppt. Bis zu der Kleinstadt Guilo war die Strasse geteert, hatte aber unzählbare viele Schlaglöcher. Danach ging es auf einer Sandpiste weiter. Es kamen uns sehr viele große LKWs, beladen mit riesigen Baustämmen, entgegen. Boah, staubte das immer fürchterlich! So waren wir sehr beschäftigt mit Fenster hoch und wieder runter zu kurbeln. Ja, beim Grimber geht das leider nicht elektrisch, sondern noch ganz altmodisch per Kurbel.
In dem Ort Tai machten wir uns auf die Suche nach dem Büro vom Tai Nationalpark. Leider verstanden die freundlichen Einheimischen nicht, was wir hier wollten. Ja, wir wissen, wir sprechen noch immer kein französisch. Da wir dort keine Informationen zum Nationalpark erhalten konnten, fuhren wir weiter Richtung Süden. Die Piste wurde nun erheblich schlechter. Das bedeutete auch, dass die Schlammlöcher größer, tiefer und länger wurden.
Bei Nigre fanden wir ein Schild mit dem Hinweis „Ökohotel Tai Nationalpark“. Perfekt, diesem Schild folgten wir! Wir wollten gerade sicherheitshalber nach dem Weg fragen, da wurden wir von einem Motorrad überholt. Ein Mann, der sich als Mitarbeiter des Nationalparks ausgab stoppte uns und Thomas fuhr kurzerhand mit ihm auf dem Motorrad zum Büro des Chefs.
Claudia blieb zurück beim Truck. Lange alleine blieb sie nicht. Der Grimber stand ja auch mitten im Dorf. Sämtliche Frauen und Kinder stürzten sich auf Claudia. Das erste Baby wurde Ihr gleich in den Truck gereicht. Da es nicht ganz „dicht“ war, gab es Claudia schnell zurück. Gleich wurde das nächste Baby gereicht. Claudias Gefühl sagte ihr, dass irgendetwas hinten am Truck vor sich ging. Schnell machte Sie sich, noch immer mit dem Baby auf dem Arm, auf, um nachzusehen. Tatsächlich standen dort zwei Jungs, im Alter von ca. 7-8 Jahren. Sie versuchten gerade,mit einem Messer (!), einen Strick vom Fahrradhalter durchzuschneiden! Claudia schimpfte laut. Unerwartete Unterstützung bekam sie von einem Jugendlichen und die beiden Jungs liefen schnell weg. Nun fühlte sich Claudia aber nicht mehr ganz so sicher und sperrte erst einmal den Grimber von aussen ab. Die kleinen Kinder sangen laut und jeder wollte mal auf Claudia Schoss oder sie zumindest berühren. Endlich kam Thomas zurück. Er hatte den Besuch des Nationalparks zwischenzeitlich organisiert. Wir fuhren den Truck durch Bananen- und Palmölplantagen bis zu dem ca. 7 km im Dschungel gelegenden ECO Hotel. Der Plan sah vor, dass wir gleich vor Ort mit der 6 km Wanderung zum Dschungelcamp starten würden. Die Nacht würden wir dort in einer Hütte verbringen und dann ganz früh am nächsten Morgen die Schimpansen suchen. Aber wir sind im Regenwald und entsprechend muss man immer mit einem ordentlichen Regenschauer und Sturm rechnen. So wurde der Himmel immer dunkler, während wir noch auf unseren Guide warteten. Wie immer in Afrika, muss man auf die Leute warten, weil Zeiten nicht eingehalten werden. Das wenige Personal, in der total leeren Lodge, kümmerte das alles jedoch herzlich wenig (wir sind ja auch „nur“ die Kunden, die sie vom schlafen abhalten!). Im Gegenteil! Sie bettelten ständig nach etwas zu Essen und Trinken. Nachdem wir unserseits zum „gefühlten 100. sten“ Male nachgefragt hatten, wann der Guide endlich kommen würde, rückte einer mit der Info heraus, dasss heute Sonntag sei und er noch in der Kirche wäre! Ach ja...es gibt noch so etwas wie Prios!! Nach ca. 1,5 Std des Warten kam dieser tasächlich doch noch. Nun war er aber natürlich erst einmal hungrig und musste sich etwas zu Essen besorgen. Als der gute Mann sich endlich satt gefuttert hatte und wegen dem aufziehenden Sturm zum Aufbruch mahnte, fiel ihm ein uns mitzuteilen, dass Trekkingsandalen nicht ausreichen, sondern Gummistiefel geeigneter sein würde. Bravo! Das fiel ihm aber schnell auf! Zum Glück war der Truck nicht weit und so rannte Thomas alleine zurück, um die Stiefel und zusätzliches Regenzeug zu holen. Prompt begann ein starker Regenguss! Sogar eine Schlange verirrte sich auf die Holzveranda! Kaum war Thomas zurück in der Lodge, wurde seine Hose bemängelt......
Auf dem Höhepunkt des Unwetters (es schüttete wie aus Eimern und das gesamte Gelände stand schon unter Wasser!) wollte der Guide los marschieren!?!? Nachdem der Regen etwas nachgelassen hatte, ging es mit einigen Stunden Verspätung gegen 16:00 endlich los.
Die Wanderung begann mit einer kleinen Kanufahrt. Allerdings war das ziemlich verfaulte Holzkanu schon ziemlich abgesoffen und sah nicht sehr vertrauenswürdig aus. Jede Person musste einzeln über den Fluss gepaddelt werden. Danach musste aus dem undichten Kanu immer erst das Wasser geschöpft werden. Auf der anderen Uferseite ging es zu Fuss weiter. Es war unglaublich matschig und weite Strecken standen total unter Wasser. Einige Passagen waren besonders tief. Die Schafthöhe der Gummistiefel waren viel zu kurz (oder das Wasser war zu tief). Der Guide hatte Mitleid mit Claudia und trug sie spontan Huckepack durch das Wasser. Es dämmerte bereits, als wir komplett durchnässt im Camp ankamen. Wir hatten eine Hütte auf Stelzen für die Nacht. Die Einrichtung bestand aus einem Bett mit Matratze und Moskitonetz. Zum Duschen wurde extra für uns das Wasser auf einer Feuerstelle erwärmt.
Der nächste Morgen begann im Stockdunkeln ungewöhnlich früh für uns. Bereits um 6.30 Uhr marschierten wir los. Zu sehen gab es lange Zeit aufgrund des dichten Dschungels und der frühen Tageszeit nichts. Unser Guide wanderte mit uns einfach „querfeldein“ durch den Busch. Wie es kommen mußte, streifte Claudia mit dem Gesicht einen kleinen Ast mit Dornen und spürte einen Schmerz im Auge. Thomas entsetztes Gesicht, als er den Dorn in ihrem Auge stecken sah, beunruhigte Claudia zusätzlich. Er steckte zum Glück am Rande des Auges! So mußte der erschrockenen Claudia erst einmal der mehrere Zentimeter lange Dorn aus dem Auge vorsichtig entfernt werden. Glück gehabt! Nicht auszudenken, wenn der Dorn nur wenige mm weiter Richtung Augenmitte steckengeblieben wäre.
Nun schmerzte und juckte das Auge aber fürchterlich. Claudia hatte so überhaupt gar keine Lust mehr noch weiter durch den Matsch zu stolpern! Doch genau in diesem Moment zeigte sich endlich ein Schimpanse. Allerdings nur aus weiter Entfernung. Da Tiere aber nicht für ein Foto stehen bleiben, mußten wir ihnen fast im Laufschritt durch das dichte Unterholz irgendwie folgen. Wir kamen einmal bis auf wenige Meter heran. Dann verließen sie unter ihrem ziemlich beeindruckenden Brüllen die Bäume und verschwanden im Unterholz. Da wir ihnen nicht mehr folgen konnten und wollten machten wir uns langsam auf den Rückweg.
Am späteren Nachmittag waren wir wieder zurück beim Truck. Nach einer Dusche und Wechsel der Kleidung waren wir bald wieder „on the road again“ und auf der Suche nach einem Platz für die Nacht.
Gute und trockene Nachtplätze sind rar.
Im Dschungel findet sich eher selten schnell ein geeigneter Platz. So wurde es an diesem Tage immer später. Am Ende dämmerte es bereits, da entdecken wir endlich unseren „perfekten“ Platz für die Nacht. Nichts wie drauf mit dem Grimber. Zu spät bemerkten wir, dass der (Ton)Boden total aufgeweicht und schlammig war. Kaum bemerkt, schon steckte der Truck fest. Selbst die Sperren haben hier nicht mehr geholfen. Ok, dann also doch die Sandbleche zu Hilfe nehmen. Es wurde rasch immer dunkler und dummerweise fing es auch noch zu regnen an. Der Grimber war mit Hilfe der Sandbleche zum Glück schnell wieder auf festen Untergrund während der Regen immer stärker wurde. Unser Stellplatz befand sich vor dem Einsetzen des Regens „irgendwo auf mittlerer Höhe“ einer kleinen Sandgrube. Nun lagen die Sandbleche bereits 30 cm unter Wasser. Das erste Sandbleche war schnell gefunden. Aber wo hatte sich denn das zweite Sandblech versteckt??? Trotz intensiver Suche, in dem immer größer werdenen Tümpel, mussten wir wegen der einbrechenden Dunkelheit die Suche für diesen Tag abbrechen.
Der Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen brachte Hoffnung. Der „See“, der unser Sandblech am Vorabend in wenigen Minuten verschluckt hatte, war nur noch eine größere Pfütze. Noch vor dem Frühstück schlüpfte Thomas in seine „Arbeitskleidung“. Schnell war das vermisste Sandblech gefunden! Perfekt! Wir „feierten“ unser wiedergefundenes Sandblech mit einem Frühstück.
Wenn die Piste durch den Regen nicht mehr passierbar ist.....
Auf der matschigen Piste war das Vorwärtskommen sehr, sehr mühsam. Ca. 11 km vor dem Dorf Neka fuhren wir in einen „Stau“, bestehend aus ca. 10 – 15 kleinen Minibussen, LKW's, Jeeps, etc. „Stau“ auf einer Piste irgendwo im Dschungel??? Gab es ein Problem???
Zu Fuss machten wir uns auf dem Weg an den Fahrzeugen vorbei nach vorne, um uns selber ein Bild zu machen. Einige Fahrer und Mitfahrer auf den Ladeflächen von Pickups nutzen sofort ihre Chance, um nach einem Geschenk zu betteln, Dollar, Getränke, Essen etc. ..egal, alles wäre gerne genommen worden
Vorne am Beginn der Fahrzeugschlange war eine Passage mit einem riesigen ca. 300 m langen Matschloch. Der weitere Weg wurde durch einen Radlader versperrt. War der Radlader defekt??? Nein, es wurde abgewartet, bis das Wasser abgeflossen sei. Der Radlader sollte nur verhindern, dass die Fahrer versuchen würden auf eigenen Faust und ohne Hirn einfach loszufahren …..und dann ganz tief im Morast steckenzubleiben. Kein unbegründeter Gedanke …....
Immer mehr Einheimische versammelten sich bei unserem Truck. Gelegentlich wurde schon mal begutachtet, ob man nicht vielleicht schnell etwas abschrauben könnte. Nicht nur der Grimber fand großes Interesse, auch Claudia wurde, von der ausschießlich männlichen Bevölkerung, genau begutachtet. Sie fühlte sich im Laufe des Tages immer unwohler. Deshalb planten wir spätestens am Nachmittag umzudrehen und ein paar km zurück einen sicheren Platz für die Nacht zu suchen.
Vielleicht wären die Verhältnisse am nächsten Morgen besser? Als uns diese Gedanken durch den Kopf gingen standen wir bereits über 5 Stunden und hatten uns keinen cm vorwärts bewegt.. Plötzlich wurde es vorne beim Schlammloch lauter. Die Fahrer übten scheinbar großen Druck (d.h. auf den Radladerfahrer aus (d.h. man schreit sich an und als Europäer weiß man nie so ganz genau, ob es gleich zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung kommt). Endlich wurde die Passage zum Befahren freigegeben. Der erste LKW stand wie bei einem Ski alpin Rennen in der Startposition! Viele Schaulustige und auch Fahrer stellten sich zum Anfeuern links und rechts von dem Matschloch auf. Es herrschte eine Spannung und Atmosphäre wie bei einem Sportereignis! Ein Mann wurde gefunden, der mit einer Fahne das Startkommando geben sollte. Einmal Fahne unten gab es kein zurück mehr. Die Fahrer fuhren praktisch mit Höchstgeschindigkeit in das lange Matschloch hinein. Es dauerte natürlich nicht lange bis der erste „Teilnehmer“ tief im Matsch fest sass und mit durchdrehenden Reifen und einer großen schwarzen Rauchwolke versuchte irgendwie weiter zukommen. Wenn man „nur“ auf dem Matsch aufgesetzt war und noch irgendwie in Fahrtrichtung stand, dann versuchten alle verfügbaren Männer durch Schieben, Rütteln, Schaukeln, etc. und sonstiger „Gewaltanwendung“ das Fahrzeug weiter durch den Schlamm zu bringen. Der Schlamm flog nur so um sich durch die durchdrehenden Reifen! Was für eine Schau! Manchmal mochte man bei den Versuchen der Fahrern nur noch den Atem anzuhalten. Da schleuderten und drehten sich teilweise die Fahrzeuge um die eigene Achse bei dem Versuch mit möglichst hoher Geschwindigkeit die Durchfahrt zu schaffen. Wenn gar nichts mehr ging, dann wurde der große Radlader zu Hilfe geholt und er zog oder schob das Fahrzeug „ans rettende Ufer“.
Dann war es soweit! Unsere Anspannung und Nervosität stieg ins Unermessliche. Der Grimber war an der Reihe. Trotz relativ „hoher Startnummer“ waren wir trotzdem ganz guter Dinge. Wir waren bestens präpariert. Thomas war die Schlammstrecke mehrmals barfuss abgelaufen und hatte sich alle vermeindlichen tückischen Stellen versucht einzuprägen! Und: Wir hatten nicht nur Allrad, sondern auch eine hohe Bodenfreiheit!
Doch bevor es so richtig los ging hatten wir schon große Probleme. Der Untergrund war so schmierig, dass wir schon beim Heranrollen an die vermeintliche „Startlinie“ nach links in die Böschung abzudrifteten drohten! Das konnte ja noch lustig werden. Zum Glück hatten wir keine Zeit zum Grübeln. Kaum hatten wir das irgendwie geschafft, da startete schon der Countdown für uns.
...9, 8,7,6,5,4,3,2,1, GO !!! Mit verhaltener Geschwindigkeit ging es rein in die erste tiefere Schlammgrube. Der Grimber schnitt ganz elegant wie durch weiche Butter durch den Schlamm!
Dann die leicht fiese schlammige Rechtskurve, in der viele Mitstreiter schon steckengeblieben waren. Nein, auch hier ganz meisterhaft die Ideallinie genommen und auf ein kleines härteres Zwischenstück gelangt. Hier noch einmal volle Konzentration, bevor es auf dem letzten Abschnitt in einer leichten Rechtskurve bergauf wieder durch tieferen Matsch zu der höhergelegenen „trockeneren“ Piste und damit zum Ziel ging!
Zwischenfazit: Pilot Thomas, Co Pilotin Claudia und der Grimber machten es super!
Wir fuhren bereits auf den letzten Metern, die Zuschauermenge wurden hier immer dichter, der Jubel immer lauter und alle jubelten, als wir über die „Ziellinie“ rauschten!! Adrenalin pur!!!
Juhu, der Grimber hatte es, ganz ohne fremde Hilfe (!) geschafft!!! Wäre Herbert Zimmermann noch der Reporter gewesen, dann hätte er sich währscheinlich vor lauter Begeisterung wie bei der Radioübertragung des WM Endspieles 1954 nicht mehr eingekriegt. O.k.... diese Eindrücke waren vielleicht auch unserer Anspannung und Erleichterung geschuldet! ;-)
Doch was war das? Im letzten Moment fuhr ein lebensmüder oder betrunkener Motorradfahrer direkt aus den Zuschauerreihen heraus in unsere Fahrspur, um zu wenden! Spinnt der??? Wir mussten bremsen, gegenlenken und rutschten immer weiter nach rechts abschmierend auf den Motorradfahrer zu!! Den Motorradfahrer rutschte nun rechts in den tiefen Schlamm am Strassenrand hinein. Wir hinterher und verfehlten den Motorradfahrer nur um Haaresbreite. Das Motorrad lag praktisch unter dem nun völlig schräg im Schlamm stehenden Truck! Im Gesicht der Motorradfahrers spiegelte sich - zu Recht - die blanke Angst. Der Motorradfahrer schnappte sich sein Bike und haute in seinem Suff einfach ab! Herzlichen Dank! Was für ein Mist!
Anfahren bei der Schräglage war bei diesem Untergrund praktisch unmöglich. Der Truck versank mit der kompletten rechten Seite bis zum Anschlag noch weiter im Matsch. Die Schieflage des Trucks war extrem, Glücklicherweise wurde der Truck, mit viel Gefühl, von dem freundlichen Baggerfahrer wieder auf die Piste gezogen. Es scheint auch nichts kaputt gegangen zu sein. Puh, nochmal Glück gehabt.
Erschreckend war allerdings die Reaktion von einigen Männern, als Claudia im ersten Affekt rief „Where is this guy? Bring him to me! I want to kill him!“ Plötzlich waren wir umringt von einigen Männern mit der Frage und „€“ Zeichen in den Augen: „How much do you pay?
Schon ziemlich ernüchternd und erschreckend, was Menschen für ein paar € offenbar bereit sind zu machen. Bevor das Ganze nicht gewollte Ausmasse annehmen würde, setzten wir uns in den Truck und fuhren rasch weiter.
Dank dieser Aktion waren wir alle drei (Claudia, Thomas und der Grimber) bis zu den Ohren voller Schlamm. Unser neues Motto hieß nun „nach dem Schlammloch ist vor dem Schlammloch“! Es folgte ein Matschloch nach dem anderen. Auch dämmerte es bereits wieder und -„ewig grüßt das Murmeltier“- wir suchten nach einem Platz für die Nacht. An diesem Tag waren wir ca. 12 Std. unterwegs (inkl. 5 Stunden Stau) und hatten es auf stolze 35 km gebracht!
Auch der nächste Tag brachte ein Schlammloch nach dem anderen. Wir konnten mittlerweile keinen Schlamm mehr sehen! Wir überholten einen Radlader. Thomas hatte sofort ein schlechtes Gefühl. Der wird doch wohl nicht als „Pannenhelfer“ unterwegs sein? Einige Kurven weiter wurde diese Vorahnung bestätigt. Wir trafen auf eine kleine Ansammlung einiger am Rand stehender LKWs. Nein, nicht schon wieder! Wir fuhren vorbei und landeten direkt vor dem „Problem“. Ein kleiner LKW hing in einer Bergaufpassage fest. Kurze Zeit später war der Radlader auch schon vor Ort und schob das Fahrzeug mit der Schaufel einfach nach oben. Der Radlader und eine Planierraube machen den Anstieg anschließend passierbar. Das dauerte zum Glück dieses Mal nur ca. 30 min. Ohne Probleme fuhr Thomas den Truck nach oben.
Langsam zerrten die vielen Tage auf der schlechten Piste an unserem Gemüt. Thomas hatte sich vorgenommen, noch am selben Tag bis zum Meer zu fahren! Claudia war klar, dann wird das heute ein open end day! Prompt stellte sich ca. 25 km vor dem Strand heraus, dass eine wichtige Brücke im weiteren Verlauf nicht mehr befahrbar sei. „Aber zum Glück“, wie man uns mitteilte, gab es eine andere, etwas längere Passage, über eine Palmölplantage, die man nutzen konnte.
Wir folgten einfach den anderen Fahrzeugen. Doch auch hier erschwerte uns schon wieder ein Hindernis die Weiterfahrt. Hier war ebenfalls eine Brücke eingebrochen. Aber noch nicht ganz und somit noch passierbar für leichtere Fahrzeuge. Die mit schweren Palmöl beladenen LKWs fuhren nur bis zur Brücke. Auf der anderen Seite stand schon der nächste LKW bereit, um das Palmöl zu übernehmen. Während des Pumpvorganges war die Piste blockiert und alle anderen Fahrzeuge mußten warten.
Der Grimber war glücklicherweise für die Brücke nicht zu schwer und konnte seine Fahrt bald darauf fortsetzen .
Gegen späten Nachmittag erreichten wir endlich die Teerstrasse von Tabou nach San Pedro oder das was nach einigen Regenzeiten davon noch übrig geblieben war. Die Strasse bestand nur noch aus Schlaglöchern. Prompt fing es auch noch an zu regnen. So kamen wir auf der Küstenstrasse nur sehr langsam vorwärts. Auch einen Platz für die Nacht war hier wegen der dichten Vegetation schwer zu finden. Es war bereits nach 20:00 Uhr und stockfinster, als wir in der Nähe des Ortes Grand-Bereby einen ruhigen Fleck fast direkt am Meer fanden. Im Bett hörten wir sogar das Meer! Wir hatten es also tatsächlich noch an diesem Tage bis zum Meer geschafft!