(18.03.2018-28.04.2018)
Die nahende Regenzeit, die uns bereits in der angolanischen Namibe Wüste überraschte, verfolgte uns über die Grenze nach Namibia. Zu unserer Überraschung empfing uns eine moderne Welt. Neue Einkaufszentren, asphaltierte Überlandstraßen, viele Autos und auch viele deutsche Urlauber! Sicherlich noch weit entfernt von dem gewohnten europäischen Standard, aber das war nicht mehr das Afrika, welches wir monatelang erleben durften / mussten.
Laut den Einheimischen waren die Regenniederschläge offenbar selbst für die Regenzeit ungewöhnlich hoch in diesem Jahr. Dummerweise hatten wir seit einigen Wochen auch ein Dichtigkeitsproblem mit dem Dach unserer Wohnkabine. So entschieden wir uns kurzerhand den Besuch des Nordens, inkl. des berühmten Etosha Nationalparks auf später zu verschieben und gleich runter bis zur Hauptstadt Windhoek zu fahren.
Dort - und weiter südlich - war es deutlich wärmer und trockener. Mit Windhoek begrüßte uns eine moderne afrikanische (Klein)Stadt, die sich ein gemütliches überschaubares ländliches Dorfflair erhalten hatte. Hier gab es aber alles, was man so braucht. Das deutsche Erbe, in Form von öffentlichen Gebäuden, war unübersehbar. Auch leben hier noch viele Nachfahren der deutschen Siedler und haben ihren unübersehbaren Platz im Geschäftsleben.
Nachdem wir unseren Proviant aufgestockt hatten, ging es durch das menschenleere Farmland des Südostens Namibias. Große Flächen sind dort als Farmland eingezäunt, aber die Anzahl der Farmhäuser und Menschen waren absolut überschaubar. Am Rand der Pisten, nahe der Zäune, sich einen Nachtplatz zu suchen war daher kein Problem. Manchmal sahen wir auch einige Sträuße, Antilopen, Schakale, etc. die sich ebenfalls herzlich wenig um die Zäune kümmerten.
Köcherbäume und imposante Felsformationen
Die Köcherbäume sind insbesondere im trockenen Süden auf felsigen Untergrund ein tolles Motiv für jeden Fotografen. Auf der Farm „Quivertree Forest“, etwas östlich von der „größten“ Kleinstadt im Süden Keetmanshoop, bekamen wir besonders viele zu sehen. Hier hatten wir auch die Gelegenheit bei der Fütterung von Geparden zu zuschauen. Besonders pussierlich sind auch die vielen kleinen Klippschiefer, die zwischen den Felsen hausen und die man häufig antrifft.
Fish River Canyon
Je weiter südlich, in Richtung des berühmten Fish River Canyon man kommt, desto trockener wird es und auch die letzten Farmzäune verschwinden. Der Canyon ist nach dem Grand Canyon in den USA der größte seiner Art und einfach nur spektakulär. Hier unten trifft man kaum noch irgendwelche anderen Menschen.
Der trockene Süden und seine Schluchten
Immer wieder sah man in dieser trockenen Gegend auch die hier so typischen Oryx Antilopen. Die gesamte Landschaft ist sehr ähnlich der im Südwesten der USA und auch gespickt mit Schluchten. Einige landschaftliche Highlights waren u.a. die Gamsebschlucht und die des Oranje River an der Grenze zu Südafrika.
Diamantensperrgebiet und Oranjemund am Atlantik
Bis vor kurzem war der Zutritt zu der Ortschaft Oranjemund am Atlantik ein absolutes No Go Gebiet für jeden Unbefugten, denn es liegt mitten im Diamantensperrgebiet. Die großen Diamantenförderer (z.B. de Beer, etc.) haben hier sich praktisch einen Staat im Staate geschaffen. In wieweit der Staat Namibia über sein eigenes Territorium verfügen kann, bzw. hier mit verdient, lässt sich nur spekulieren. Noch heute darf man die Hauptstraße nicht verlassen, um einen Seitentripp in die schönen Sanddünen zu machen. Die vielen Diamantenminen, bzw. deren riesige Abraumhalden, sind teilweise sogar von der Straße aus zu sehen. Zeugnis genug, dass sich scheinbar die Suche auch heute noch lohnt. Mittlerweile verlagern sich die Aktivitäten der großen Diamantenförderer offenbar immer mehr Offshore, da dort die größeren verblieben Reserven vermutet werden. Im Gegensatz zu den südafrikanischen Diamantenfunden um Kimberly herum, handelt es sich bei den namibischen Diamanten nur um sogenannte Sekundärdiamanten. D.h. das eigentliche Herkunftsgebiet liegt weit entfernt irgendwo in Südafrika, und der Oranje River hat im Laufe der Millionen Jahre die Diamanten bis in den Atlantik geschwemmt und der Benguela Strom teilweise sogar die Küste nördlich bis Lüderitz hinauf.
Kurios ist bei der Ankunft in der Enklave Oranjemund, dass die sonst so scheuen Oryx Antilopen, hier frei in den Straßen der Ortschaft Oranjemund herum laufen. Wie sonst in unseren Breitengraden Haustiere wie z.B. Katzen, durch die Ortschaft ihres Weges ziehen, haben diese Tiere scheinbar diesen Platz übernommen. Da der Mensch sich offenbar mit diesen beeindruckenden Tieren arrangiert, ist das eine tolle Gelegenheit diese in Ruhe ganz aus der Nähe zu betrachten. Sie liefen sogar mit Vogelsträußen über einen Golfplatz!
Der Benguelastrom und sein Einfluss auf die Temperatur
Je näher man der Küste kommt, desto kühler wird es. Und das geschieht ziemlich plötzlich! Ca. 20 - 30 km Luftlinie von der Küste entfernt, wird man im Landesinnern selbst im afrikanischen „Herbst“ noch bei Temperaturen weit über 35 Grad in der Wüste förmlich gegrillt. An der Küste erwartet einen kühles, sonniges,“deutsches Nordseewetter“. Direkt auf den Stranddünen ist man bei dem eiskalten Wind am besten mit Mütze und dicken Windstopper bekleidet. Und wehe es kommt morgens noch der typische Küstennebel dazu!! Dann wird es lausig kalt.
Wenn es mal regnet in der Wüste!
Nach Norden ging es querfeldein durch eine sehr trockene Landschaft, möglichst über die kleinstmöglichen Pisten. Nach einem kleinen Regenschauer (der sehr selten hier unten vorkommt) war es bei der Durchquerung eines kleinen Flussbettes wieder einmal soweit! Wir fuhren uns fest! Dieses Mal war jedoch Claudia die Übeltäterin! Kurioserweise verschwand das kleine, beinahe unscheinbare, Rinnsal innerhalb weniger Minuten, nachdem wir uns festgefahren hatten. Deshalb wunderte sich ein später vorbeikommender Farmer ziemlich, als wir ihm die Geschichte mit dem Regen und dem Wasser bei der Überquerung erzählten. Es hatte hier offenbar seit ca. 7 Jahren nicht mehr geregnet!! Doch es half nichts, wir mussten wieder graben, Steine holen, um die Räder zu unterfüttern und den Grimber cm für cm hoch zu hiefen. Nach ca. 5 Std. war es bereits dunkel und der Mond aufgegangen. Wir wollten noch einen allerletzten Versuch, für diesen Tag, machen, unseren Grimber zu befreien. Tatsächlich gelang es uns endlich. Glücklich, aber müde und von oben bis unten verdreckt fuhren wir nur wenige Meter weiter. Wir verbrachten die Nacht direkt neben der Piste. Zu müde und erschöpft waren wir, uns noch einen „versteckten“ Platz für die Nacht zu suchen.
Lüderitz und alte deutsche Geisterstädte
Nach dem Abenteuer ging es für uns wieder an die Atlantikküste zu der ehemaligen deutschen Stadt Lüderitz. Die Gegend ist links und rechts eine absolut lebensfeindliche Wüste und über weite Bereiche ebenfalls eine „No go“ Zone, da es in der Vergangenheit auch hier, bzw, wie in unmittelbarer Nähe der Geisterstadt Kollmannskop erhebliche Diamantenfunde gab. Ketmannskop ist auf dem Wege ein definitiver Stopp und ein beeindruckendes Beispiel, was die deutschen Kolonialisten vor über 100 Jahren unter einfachsten Bedingungen in dieser unwirtlichen Wüste auf die Beine gestellt hatten.
Ketmanskop verdankt seine Entstehung Eisenbahnarbeitern, welche zufällig 1908 die ersten Diamanten fanden. Der dadurch ausgelöste Boom sorgte für ein schnelles Wachstum der Bergbaustadt. Kollmannskop galt als die reichste Stadt Afrikas. Die nahe gelegen Diamantenfelder waren jedoch bald ausgebeutet und um 1930 wurde der Diamantenabbau ganz eingestellt. Die Bewohner verließen nach und nach den Ort und überließen ihn der Wüste.
Die Gebäude sind heute teilweise mit Sand zugeweht, aber immer noch zu betreten. Es gab damals hier sogar eine Turnhalle, Kegelbahn, ein Kühlhaus mit Eismaschine, etc.
Diese kleine Siedlung wirkt ziemlich surreal und ist mittlerweile eine Art Museum mitten in der Wüste.
Naturwunder Soussousvlai
Ein absolutes landschaftliches Highlight in Namibia – und wird natürlich von vielen Touristen besucht. Die Dünenlandschaft in der Wüste gehörte auch bei uns auf die Reiseliste. Bilder sagen mehr als tausend Worte!
Besuch in „Kleindeutschland“
Keine 10 km weiter liegt an der Küste mit der Stadt Swakopmund eine Art „Kleindeutschland“. Deutsche Straßennamen, deutsche Hotelnamen, deutsches Essen (!), die einzige deutsche Tageszeitung weltweit außerhalb Deutschlands, deutsches Bier (wer es braucht) und selbstverständlich, dass hier auch an jeder Ecke deutsch gesprochen wird!! Diese Stadt mit dem sonnigen Wetter, aber ziemlich frischen Wind, wirkte eher wie ein deutsches Ostseebad im Sommer. Oder waren wir zwischen zeitig gerade für kurze Zeit am Timmendorfer Strand gelandet?
Wenige Kilometer weiter südlich wird im großen Stile Salz in der vorgelagerten Marsch abgebaut. Ein besonders attraktiver Grund für unzählige Flamingos sich hier aufzuhalten.
Durch den eiskalten Benguela Strom war das Meerwasser „polarkalt“. Besonders in den ersten Morgenstunden musste man immer mit einem dicken Küstennebel rechnen. Wenn die Feuchtigkeit es nicht schaffte unsere Zähne zum Klappern zu bringen, dann war es spätestens der eiskalte Wind! Da wir meist „wild“ campten, möglichst weit weg von Siedlungen, gehörten unsere Nächte direkt am Wasser zu den kältesten im südlichen Afrika und wir zitterten im Bett um die Wette!
Walvis Bay – ein altes, britisches Erbe
So war das auch ca. 35 km weiter südlich in der Kleinstadt Walvis Bay. Als ehemaliger englischer Stützpunkt ist Englisch hier die vorherrschende Sprache unter den weißen (Süd)Afrikanern. In der Nähe des Tiefseehafens blickten wir auf türkisfarbiges Meerwasser, welches an die Karibik erinnern könnte. In der Realität hätten gefühlt auch Eisberge jeden Moment im Meer auftauchen können.
Keine 10 km im Landesinnern hatten wir auf der (höchsten) Düne des Landes („Düne 7“) unseren Spaß, indem wir bei angenehmen Temperaturen uns einmal von der Spitze herunter kullern ließen. Das hatten wir seit Nordafrika nicht mehr. Ohnehin sind die landschaftlichen Ähnlichkeiten zwischen Namibia und der Marokkos, bzw. Mauretaniens in vieler Hinsicht sehr ähnlich.
Welwichia Drive
Das es letztlich dann doch in einigen Bereichen erhebliche Unterschiede gibt, stellt man dann spätestens bei der Flora und Fauna fest. Bei einer Rundfahrt in der Wüste stießen wir auch hier wieder auf einige eigentümliche Vertreter der Pflanze Welwichia, die wir auch schon in der Namibe Wüste in Angola gesehen hatten.
Spitzkoppe, Brandberg und die Gegend des Messumkraters
Einige der schönsten Landschaften sahen wir in der weiträumigen Gegend der Spitzkoppe, des Brandberges und der total einsamen Gegend um den Messum Kraters herum. Am Fusse der Spitzkoppe hatten wir vermutlich einen der schönsten Übernachtungsplätze überhaupt.
Landschaftlich besonders reizvoll waren der Ugab River beim Brandberg und später „querfeldein“ in den weiten Ebenen um den Messumkrater herum. Kurios war unsere Übernachtung im Busch am Rande des trockenen Flussbettes des Ugabs. Seit langer Zeit hatte dieser Fluss offenbar kein Wasser mehr geführt – just in der Nacht wurden wir von einem „gurgelnden“ Geräusch geweckt. Am nächsten Morgen sahen wir, dann auch den Grund. Der Fluss hat über Nacht zum ersten Mal wieder Wasser bekommen und wir waren zu mindestens Ohrenzeuge geworden. Es hatte wohl irgendwo viele Hundert Kilometer ausreichend geregnet und die Wassermenge hatte ausgereicht soweit zu gelangen. Zum Glück hatten wir oberhalb des Flussufers geparkt.
Unsere Fahrt zurück an die Atlantikküste führte uns über den ziemlich einsamen und abgelegenen Messum Krater. Der zusätzliche Aufwand hatte sich total gelohnt.
Skelettküste und die Robben von Cape Cross
Unsere Route führte uns dann noch weiter nach Norden bis zur sogenannten Skelettküste hoch. Ab der Ortschaft Hendersbay gibt es praktisch für die nächsten 200 km bis zum Sperrgebiet keine Versorgungsmöglichkeit. Ein absolutes Highlight an diesem einsamen Küstenabschnitt ist die große Robbenkolonie bei Cape Cross. So eindrucksvoll diese unzähligen Tiere auch sind, sie machen einen Höllenlärm und stinken wie die Pest! Unsere Kleidung hat noch Tage später danach „geduftet“.
Als wir am nächsten Tage eine kurze Pause am Strand machten, tauchten plötzlich auch zwei neugierige (und hungrige?) Schakale auf. Thomas, der wegen der Kälte, seine nach Robbe stinkenden/riechende schwarze Jacke angezogen hatte, schien nach kurzer Zeit ihr besonderes Interesse geweckt zu haben. Sie zogen ihre Kreise immer enger und wurden „zutraulicher“. Sie erhofften sich wohl etwas zu fressen....
Diese fuchsartigen Tiere sind hauptsächlich Opportunisten und in der Regel völlig harmlos für den Menschen. Das letztlich die tierischen Bewohner Namibias doch nicht alle Kuscheltiere sind, mussten wir (beinahe) selber hautnah erleben. Von einer geplanten Übernachtung in der wilden Schlucht des Kuiseb Rivers sahen wir von unserem „Wunschplatz“ nur ab, da wir bei der Ankunft diesen bereits durch einen WohnLkw mit deutschem Kennzeichen besetzt sahen! So einsam die Gegend, trotzdem trifft man immer wieder in Namibia auf andere deutsche Touristen. Aus diesem Grunde entschieden wir uns, etwas weiter zu fahren, um uns in der nächsten Schlucht, keine weiter ca. 3 km, einen versteckten Platz für die Nacht zu suchen. Das war wohl auch unser Glück! Einige Tage später erfuhren wir, das ein Leopard die deutschen Touristen mitten in der Nacht angefallen und sehr schwer verletzt hat. So etwas hatte es bisher wohl noch nie gegeben. Man sieht, dass man trotzdem immer ein waches Auge bei seinen Ausflügen haben sollte. In diesem Falle reichten die Vermutungen von Tollwut bis zu einer vorigen Verletzung des Tieres durch Wilderen.
In der letzten Wochen (eigentlich seit Kamerun) hatten wir immer wieder bemerkt, dass unsere Bremse gelegentlich nicht funktionierte. Das machte uns mit der Zeit erhebliche Sorgen, zumal die Ausfälle immer häufiger wurden. Auf menschenleeren flachen Pisten „nicht ganz so wichtig“, aber in Städten und auch in Situationen, wenn es mal eine raue Piste einen Hang runter ging, dann wurden die Nerven schon zunehmend „strapaziert“.
Vor dem Abschluss von unserem ersten Teil in Namibia, wollten wir vor einem Besuch in einer Werkstatt in Windhoek noch einmal eine Fahrt in das Gebiet der Palmwag Concession machen. Der Bereich hat eine Fläche von ca. 5.500 km² und man ist dort praktisch mit der Natur und den Tieren alleine unterwegs. Grundsätzlich ein sehr trockenes Gebiet, aber aufgrund der „ergiebigen“ Regenfälle in diesem Jahr konnte man sehr viele Antilopen, Zebras, Oryx Antilopen, etc. sehen. In den Schluchten des am Nordrand gelegenen Hoanib Flusses hatten wir Glück und konnten die ziemlich beeindruckenden Wüstenelefanten aus nächster Nähe beobachten. Der Versuch das Gebiet im Norden zu verlassen gestaltete sich als gar nicht so einfach. Infrastruktur in Form von zuverlässigen Wegen war nicht vorhanden. So versuchten wir dem trockenen Flussbett in einer Schlucht ostwärts zu folgen. Aufgrund vieler noch feuchter Stellen, Überbleibsel des letzten Regens, mussten wir häufig in den Canyons über „Stock und Stein“ ausweichen. Wir waren uns wegen der Vielzahl der verschiedenen Zubringerschluchten nicht immer sicher wohin uns der Weg führen würde. Mit dem Wissen um unsere technischen Defekte, wurde der Rückweg in die Zivilisation noch einmal ein großes Stück Arbeit und Geduldsspiel.
Auf der ca. 600 km langen Rückfahrt nach Windhoek hatte unser Truck plötzlich einen unnormalen Temperaturanstieg des Motors, der überdies noch mit einem starken Leistungsverlust verbunden war. Teilweise wäre jeder Fußgänger deutlich schneller als unser Grimber gewesen.
Auf den letzten Drücker kamen wir in der Werkstatt in Windhoek an. Dort war man leider gerade zu beschäftigt, um sich um unseren Grimber zu kümmern. Aber wir bekamen eine lange Liste mit möglichen Ersatzteilen, die wir aus Deutschland mitbringen sollten.
Mit diesem Aufgabenpaket in der Tasche stellten wir unseren Grimber für die nächsten Wochen auf einer Farm in der näheren Umgebung ab und traten unseren Heimflug zurück nach München an.
Der erste Teil unserer Afrikaumrundung war geschafft!!